Peter Seewald: Jesus Christus. Die Biografie. Knaur 2009

In seiner 2009 erschienenen Jesus-Biografie verbindet der Journalist Peter Seewald seine persönliche Spurensuche im Heiligen Land in der Form eines Reiseberichts mit historischen, archäologischen und theologischen Hintergrundinformationen in dem Versuch, ein Porträt von Jesus Christus nachzuzeichnen, das ihn in seiner Bedeutung und Wirkung für gläubige wie nicht-gläubige Leser verständlich werden lässt.

Bereits im Vorwort bekennt der Autor demütig den unerfüllbaren Anspruch eines solchen Unterfangens und formuliert sein Ansinnen, sich der Person Jesus anzunähern, in Abgrenzung zu vorherigen schriftstellerischen Versuchen mit einem anderen Schwerpunkt:

„Als mir vor 9 Jahren mein Verlag anbot, eine Geschichte des Lebens Jesu zu schreiben, erschrak ich zunächst angesichts der Größe der Aufgabe […]. Jesus Christus ist nicht irgendjemand. Die Biografie eines Menschen ist das eine. Die Biografie eines Mannes, den über zwei Milliarden Menschen als Sohn Gottes anbeten, das andere. […] Jahrzehntelang haben wir uns damit begnügt, herauszufinden, was an dem Mann aus Nazareth alles nicht stimmen kann. Er würde Stück für Stück seziert. Was von ihm übrig blieb, findet heute bequem auf einer Untertasse Platz. Dieser Jesus, der zig Generationen geprägt und verändert und die größten Genies der Menschheit inspiriert hat, ist uns dabei abhanden gekommen. Jahrzehntelang haben wir gefragt, was gegen Jesus sprechen könnte. Ist es nicht seltsam, dass wir vergessen haben, zu fragen, was für Jesus sprechen könnte?“ (Seewald, S. 9).

Und genau das tut Seewald auf knapp 700 Seiten und trägt dabei zusammen, was Archäologie, historische Forschung und biblische Exegese zu bieten haben. Streifzüge in die jüdisch-antike Zahlenmystik und die Astronomie bringen darüber hinaus Erstaunliches zu Tage. Auch die wichtigsten Personen in Jesu Umfeld, allen voran seine Mutter Maria, Johannes den Täufer, die Jünger und Maria von Magdala, nimmt Seewald in den Blick. Und nicht zuletzt analysiert er anhand der Bergpredigt und dem Vaterunser zentrale Lehraussagen Jesu und versucht auf diese Weise, seine Botschaft und seinen Auftrag deutlich werden zu lassen.

So gelingt dem Autoren letztendlich das von ihm selbst als nahezu unmöglich beschriebene Bemühen: Ein umfassendes, vielschichtiges Bild des Gottmenschen Jesus Christus im Kontext seiner Zeit und seines räumlichen wie religiösen Umfeldes entstehen zu lassen und überdies seine überzeitliche theologische Bedeutung herauszustellen. Eine Aufspaltung in einen „historischen Jesus von Nazareth“ und einen „Jesus des Glaubens“ wird so obsolet.