Bargil Pixner: Wege des Messias und Stätten der Urkirche. Jesus und das Urchristentum im Licht neuer archäologischer Erkenntnisse. Brunnen 1994

Niemand verdichtet präziser und ansprechender als Pixner die Archäologie des Heiligen Landes, im Zusammenspiel mit der christlichen und jüdischen Geschichte und der heiligen Schrift. Der Durchgang durch die Sammlung von Artikeln, die das Buch aufnimmt, wird damit zugleich zu einer Glaubensbestärkung : wer kennt kann auch lieben – wer seine Wege und seine Geschichte kennt, tritt in Jesus Nähe und Freundschaft ein.

Man mag die Fixierung Bargil Pixners auf die Geschichte der Essener kritisieren. Überzeugend ist sie allemal. Nicht umsonst gilt Pixner als der „Heinrich Schliemann des Zionsbergs“ (Rasimus).

Vor allem soll er selbst zu Wort kommen, hier im Aufsatz über den Eremos, die Stätte der Seligpreisungen:

Kaum eine Stätte in Galiläa besitzt einen solchen Reichtum an evangelischen Traditionen wie das Quellengebiet bei Kafarnaum, das heute den Namen Tabgha trägt. Dieselbe Gegend hatte in früheren Zeiten andere Namen. Die spanische Dame Egeria im 4. Jahrhundert n. Chr. war eine außergewöhnliche Frau: intelligent, fromm, unternehmungslustig und, was bei ihren ausgedehnten Pilgerreisen besonders hilfreich war, mit ausgezeichneten Empfehlungsschreiben ausgestattet. Sie hatte nicht nur über eine Zeit von drei Jahren an den Liturgien in der heiligen Stadt Jerusalem teilgenommen, sondern auch Ägypten und Syrien besucht, hatte die Berge Sinai und Tabor erklommen und auch, wie später der Abt Valerius an seine Mönche schrieb, den Berg bestiegen, „der Heremus genannt wird, auf welchem der Herr die Seligpreisungen seinen Jüngern lehrte“. Die lateinische Ortsbezeichnung heremus ist so gut wie sicher von Egeria selbst in ihrem Reisebericht verwendet worden, obwohl dieser Name nicht in der kurzen Zusammenfassung jenes Abschnitts erscheint, die uns in der Sammlung alter Dokumente des Bibliothekars des Klosters Monte Cassino, Petrus Diaconus, von 1137 erhalten blieb.

– Pixner, Wege des Messias, S. 79

Über Jesu Freunde in Bethanien und den essenischen Einfluß:

Außer Simon, dem Aussätzigen, kennen wir noch andere Bewohner von Bethanien, deren Lebensweise etwas Eigentümliches an sich hatte. Es hat den Anschein, als ob die drei Geschwister Lazarus, Maria und Martha als Unverheiratete zusammenwohnten. Das muß in einem jüdischen Haushalt auffallen, denn für das pharisäische und rabbinische Judentum war es die erste Pflicht, den Auftrag Gottes zu erfüllen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert die Erde“ (Gen 1,28). Die Essener hatten in dieser Beziehung ihre eigenen Anschauungen. Für sie galt Ehelosigkeit wie später auch für manche Teile des Christentums als eine Tugend. Jesus, der selbst ehelos blieb, war gerne bei den Geschwistern von Bethanien zu Gast.

— Pixner, S. 209

Über Jakobus schreibt er:

„Berichtet das dem Jakobus und den Brüdern!“, war der letzte Auftrag des scheidenden Petrus (Apg 12,17). Obwohl die Apostelgeschichte den Ausdruck „Brüder“ (άδελφοί) gewöhnlich im weiteren Sinn verwendet, scheinen hier wie in Apg 1,14 die um Jakobus gescharten Blutsverwandten Jesu gemeint zu sein, die sich in der Urkirche eines großen Einflusses erfreuten. Während der Zwölferkreis die weltweite Missionsarbeit der Kirche weiterführte, beschränkte sich die Tätigkeit der davidischen Familie auf Jerusalem und das Land Israel. Jakobus war ihr unbestrittenes Oberhaupt.

Sein Ansehen als gesetzestreuer Jude wirkte als ein Schutzwall um sein Volk (περιοχή του λαού)», wie ihn Eusebius nannte (HE II 23,7), als es nach dem Stephanusmord 34 n. Chr. zur Verfolgung der Hellenisten (Apg 6-8) und unter Agrippa I im Jahr 43 n. Chr. zur Verfolgung der Apostel kam (Apg 12). Nach der Tradition hatte Jakobus zwei Ehrentitel: „der Gerechte“ (צדיק [zaddik], δίκαιος) und „Obl[i]as (Ωβλ[(]ας)“.

– Pixner, S. 344




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