Bernhard von Clairvaux: Was ein Papst erwägen muss. Johannes Verlag 1985

Papst Benedikt XVI. hat das Buch gelesen, wie wahrscheinlich jeder Papst vor ihm und jeder nach ihm: das De consideratione von Bernhard von Clairvaux, das im Deutschen den schönen Titel trägt: Was ein Papst erwägen muss. Gleichwohl muss man nicht Papst sein, um aus dem Büchlein Wert zu schöpfen, es dient jedem Geistlichen als Wegweiser und jedem Christen als geistliche Quelle.

Der Beweis kommt gleich im ersten Zitat.

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Was ist ein verhärtetes Herz? Eines, das keine Zerknirschung entzweireißt, keine Wendung zu Gott erweicht, kein Beten bewegt, das keiner Drohung nachgibt, durch Strafen sich weiter verstockt. Wohltaten lassen es ungerührt, Ratschläge stimmen es nicht um, es richtet unerbittlich, vor Schimpflichem schreckt es nicht zurück, geht frisch auf Gefährliches zu, ist angesichts von Menschlichem unmenschlich, fordert Göttliches frech heraus, vergißt das Vergangene, vernachläßigt das Jetzige, blickt nicht auf das Kommende vor. Ein solches Herz behält vom Vergangenen nichts übrig als die angetanen Schmähungen, von der Gegenwart überhaupt nichts, von der Zukunft höchstens den Vorblick und die Zubereitung von Rache. Um kurz alles Arge dieses gräßlichen Übels zusammenzufassen: das harte Herz kennt weder die Furcht Gottes noch die Ehrfurcht vor dem Menschen.

– Bernhard von Clairvaux, Was ein Papst erwägen muss, Johannes Verlag 1985, S. 18

Für Päpste und alle anderen Großen ist das nächste Wort, das genauso auch von Papst Franziskus stammen könnte:

„Damit du ausreissest und zerstörst, ausrottest und verdirbst, aufbaust und pflanzest.“ (Jer 1,10) Was in alldem klingt nach Hofprunk? Die geistige Arbeit, die sich darin ausdrückt, riecht mehr nach Bauernschweiss.

– Bernhard von Clairvaux, Was ein Papst erwägen muss, Johannes Verlag 1985, S. 45

Wisch ab die Schminke Deiner flüchtigen Ehre, den Glanz einer schlechtgefarbten Glorie, auf daß Du nackt den Nackten erwägst, denn nackt bist Du dem Schoß Deiner Mutter entstiegen. Oder etwa mit einer Tiara? Von Kleinodien strahlend, in Seide gehüllt, mit Federn gekrönt, mit kostbaren Erzen bedeckt (suffarcinatus)? Wenn Du all dies wie Morgennebel, die rasch zerstieben und bald zerstoben sein werden, zerstreust und von Deiner Erwägung wegbläst, dann tritt der nackte Mensch vor Dich hin, der arme, armselige und erbarmungswürdige, der Mensch, der beklagt, daß er Mensch ist, der ob seiner Blöße errötet, weint, weil er geboren ist, klagt, weil er da ist, der Mensch für Mühsal und nicht für Ehrenposten, als Mensch vom Weibe und deshalb mit der Erbschuld geboren, der nur kurze Zeit und darum mit Angst leben wird, den viel Elend belastet und der deshalb weinen kann.

– Bernhard von Clairvaux, Was ein Papst erwägen muss, Johannes Verlag 1985, S. 58

Du jedoch bist nicht der Herr der Bischöfe, sondern einer von ihnen, somit ein Bruder derer, die den Herrn lieben, ein Gefährte derer, die ihn fürchten. Erwäge ferner, daß Du das Vorbild der Gerechtigkeit, der Spiegel der Heiligkeit, das Beispiel der Frömmigkeit, der Künder der Wahrheit, der Verteidiger des Glaubens, der Lehrer der Völker, der Lenker der Christen, der Freund des Bräutigams, der Brautführer der Braut, der Ordner des Klerus, der Hirte der Völker, der Lehrer der Unwissenden, die Zuflucht der Unterdrückten, der Anwalt der Armen, die Hoffnung der Unglücklichen, der Vormund der Waisen, der Richter der Witwen, das Auge der Blinden, die Zunge der Stummen, der Stab der Greise, der Richter der Verbrechen, der Schreck der Bösen, die Glorie der Guten, das Szepter der Mächtigen, der Hammer der Tyrannen, der Vater der Könige, der Erlasser der Gesetze, der Regler der Kanones, das Salz der Erde, das Licht der Welt, der Priester des Allerhöchsten, der Stellvertreter Christi, der Gesalbte des Herrn, schließlich der Gott des Pharao bist. Begreife wohl das Gesagte, Gott wird Dir die Einsicht geben. Wenn die Bosheit sich als mächtig erweist, dann darfst Du zeigen, daß etwas Übermenschliches in Dir ist. Dein Antlitz erschrecke die Bösen. Wer den Mitmenschen mißachtet, des Schwertes spottet, der soll Deinen Zorneshauch scheuen. Wer Deine Ermahnung verschmäht, nehme sich in acht vor der Macht Deines Gebetes. Gerätst Du in Zorn wider ihn, so soll er sich klar sein: Gott selber zürnt, kein bloßer Mensch. Wer nicht auf Dich hört, soll beim Gedanken erbleichen, daß er Gott selbst wider sich kehren wird.

– Bernhard von Clairvaux, Was ein Papst erwägen muss, Johannes Verlag 1985, S. 121

Wieder für alle Geistlichen zusammen ist das folgende Wort:

Meinst Du, Du fandest nicht Arbeit genug vor im Acker Deines Herrn? Sehr viel sogar. Die echten Propheten vermochten durchaus nicht den ganzen zu reinigen, manches haben sie ihren Söhnen, den Aposteln, zu tun überlassen, und die letztem, Deine Vorfahren, wiederum manches Dir. Aber auch Du genügst nicht für alles, Einiges wirst Du Deinem Nachfolger hinterlassen, und der wieder andern, und die wieder andern bis ans Ende der Welt.

– Bernhard von Clairvaux, Was ein Papst erwägen muss, Johannes Verlag 1985, S. 46



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