Reinhold Schneider: Philipp der Zweite oder Religion und Macht. Deutsche-Buch-Gemeinschaft 1959

Der Meister des nostalgischen Wegs in den Glauben öffnet die Tür in das große katholische Spanien des 16. Jahrhunderts. Überwältigend. Reinhold Schneiders Leidenschaft gilt Habsburg einerseits, andererseits Hohenzollern, wie auch immer das beides zusammengehen mag.

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Vor allem aber gibt es hier einiges aus dem Philipp-Buch. Das erste Buch kommt vom Ende, vom Tod, zunächst vom Tod der Königin. Die Identität des Leichnams muss Francisco Borja bestätigen, der spätere Jesuitengeneral. Mit dem zersetzten Angesicht beginnt jenes Zwiegespräch:

„Wo sind, heilige Majestät, der Glanz und die Freude Eures Gesichts? Wo jener Anstand und jene Schönheit, die nicht ihresgleichen hatten? Seid Ihr jene Donna Isabel? Seid Ihr meine Kaiserin und meine Herrin?“

Dann wendete er sich zu seiner eigenen Seele und redete sie an: „Was tun wir, meine Seele? Was suchen wir? Welchen Dingen gehen wir nach? Wenn der Tod auf solche Weise mit der Majestät verfährt und den Höchsten der Erde: welche Heere werden sich ihm dann stellen, welche Macht bietet ihm die Stirn? Wäre es nicht gut, im Leben der Welt zu sterben, um Gott zu leben im Tod?“

– Reinhold Schneider: Philipp der Zweite, 1959, 11

Dann Philipps Tod:

Die armen Rechenkünste der Welt sind zu Ende; die letzte, der Seele dienende Klugheit sucht allein die Sakramente und das Gebet. „Pater, Ihr seid an Gottes Statt, und vor ihm erkläre ich, dass ich das tun werde, was Ihr mir als notwendig bezeichnet für meine Rettung; und also trifft Euch die Schuld an dem, was ich unterlasse, denn ich bin bereit, alles zu tun.“

– Reinhold Schneider: Philipp der Zweite, 1959, 281

Aber die Freiheit verwirklicht sich im Zwang; im Festungsgürtel von Avila, in der geschlossensten Stadt, wohnen die Trunkenen und Befreiten [die Töchter Teresas von Avila]. – Dem Unaussprechlichen, das, wenn es überwältigt, nicht unwillkommen ist, stehen die strengsten Gesetze gegenüber. Mit einer Energie und einer Umsicht ohnegleichen ist das ekstatische Leben, das es zu erwecken und zu erhalten gilt, am Abgrund seiner Gefahr selbst möglich gemacht und gesichert.

– Reinhold Schneider: Philipp der Zweite, 1959, 157




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