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Vom alten Meister christlicher Menschenkenntnis:
In der Liturgie sieht der Mensch nicht auf sich selbst, sondern auf Gott; auf Gott ist der Blick gerichtet. In ihr soll der Mensch sich nicht erziehen, sondern auf Gottes Herrlichkeit schauen. Der Sinn der Liturgie ist der, dass die Seele vor Gott sei, sich vor ihm ausströme, dass sie in seinem Leben, in der heiligen Welt göttlicher Wirklichen, Wahrheiten, Geheimnisse und Zeichen lebe, und zwar ihr wahres, eigentliches, wirkliches Leben habe.
– Guardini, Vom Geist der Liturgie, 1953, Herder 1962, S.97
Wenn das Leben die straffe Ordnung der Zwecke verliert, wird es zu spielerischer Schöngeisterei. Wenn es aber in das starre Gefüge einer bloss zweckhaften Weltansicht eingezwängt wird, dann stirbt es. Beides gehört zusammen. Der Zweck ist das Ziel des Strebens, Arbeitens, Ordnens; der Sinn ist der Inhalt des Daseins, des blühenden, reifenden Lebens.
– Guardini, Vom Geist der Liturgie, 1953, Herder 1962, S.94