Bruder Longinus Beha: Ab morgen Mönch. Ein Afghanistansoldat geht ins Kloster. Beuroner Kunstverlag 2015

Frank Beha, Jahrgang 1980, entscheidet sich mit 25 Jahren dazu, Mönch zu werden und tritt den Benediktinern im Kloster Beuron bei, wo er seitdem nach alter Mönchsvater-Regel betet und arbeitet.

Wie es dazu kam, schildert Beha, der jetzt Bruder Longinus heißt, ausführlich in seiner Biografie, die er im Alter von 29 Jahren, nach vier Jahren im Kloster, verfasst hat. In ihr blickt er zurück auf seine naturverbundene und glückliche, wenn auch nicht gänzlich ungetrübte Kindheit und Jugend im Schwarzwald und schildert seinen weiteren Werdegang, der ihn nach einer Ausbildung als Elektriker über den Eintritt in die Bundeswehr inklusive Auslandseinsätzen in Mazedonien und Afghanistan schließlich hinter Klostermauern führt. Hier findet er Ziel und Heimat – und doch beginnt nun erst der eigentliche Weg, die Ausbildung zum „Soldaten Gottes“.

Nebenbei gewährt er Einblicke in die Abläufe des Klosteralltages und in seine persönlichen Erfahrungen und thematisiert offen alle Fragen, die das Leben als Mönch betreffen, von Weltflucht und Gebet, über Gehorsam und Humor, bis zu Urlaub und Besitz. Dabei trifft er immer wieder auf Parallelen zwischen seinem alten und neuen Leben und resümiert:

„Soldat bin ich immer noch. Als ich die Bundeswehr verließ und mich zum Eintritt ins Kloster entschloss, tauschte ich, wenn man so will, eine Männergemeinschaft gegen eine andere ein. Ich glaube, dass eine solch straff organisierte Truppe mit einem ganz eindeutigen Auftrag und klaren Regeln genau das Richtige für mich ist. Militär und Mönchtum haben durchaus vieles gemeinsam.“ (Beha 2015, S. 245)

Besonders bemerkenswert ist die Episode, in der er den Entschluss zum Klostereintritt trifft; während eines 30-km-Fußmarsches in brütender Hitze, den er sich als persönliches Ziel gesetzt hat, in 3 Stunden zu bewältigen. Erschöpft und durstig, während einer kurzen Rast spielt sich folgendes ab:

„Und während ich so dasaß, durchgeschwitzt und abgekämpft, schoss mir aus heiterem Himmel ein verrückter Gedanke durch den Kopf: ‚Wenn ich es doch noch schaffe, diesen Marsch in weniger als drei Stunden hinter mich zu bringen, gehe ich ins Kloster.‘ Aus der vagen Idee, die irgendwo in meinem Hinterkopf geschlummert hatte, wurde binnen Minuten ein klarer, alles dominierender Entschluss. Kein Gedanke mehr daran, doch noch bei der Bundeswehr zu verlängern. Denn in diesem Moment auf dem Bänkchen spürte ich, wie sehr ich von dem anderen Wunsch beseelt wurde. Und dann stand ich auf, lief los – und schaffte das Ziel unter drei Stunden! Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll: War es eine Wette gegen mich selbst? War es ein Gelübde? Wie auch immer: Es fühlte sich an, als hätte ich einen Kraftschub bekommen. Plötzlich brauchte ich nichts mehr zu trinken, plötzlich war ich nicht mehr müde – es lief, im Wortsinn, wie von selbst. Als wäre da jemand gewesen, der mich trug! Als ich in der Kaserne ankam, durchströmte mich ein bisher nie gekanntes Glücksgefühl. Es war, als wäre mir eine lang anstehende Entscheidung abgenommen worden. Blitzartig herrschte in mir eine große Klarheit. [….] Ich fühlte mich erleichtert, war völlig ohne Zweifel. Meine Zukunft lag deutlich vor mir. Jetzt stand fest, wie es mit mir weitergehen würde. Ich musste mir um meinen Weg keine Gedanken mehr machen.“ (Beha 2015, S. 118+119)




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