Der „Christliche Stand“ des großen Schweizer Theologen ist eine lange, tiefe Studie der Menschenseele vor Gottes Gnade. Fast alles wird durchleuchtet: der erste Ruf zum Glauben und der zweite Ruf zu einem besonderen Dienst – Liebe und Gelübde – Himmel und Welt – Ehe und Preisterstand – Ruf, Annahme, Ablehnung. Man wird an Balthasars Weisheit weiser.
Hier einige Zitate aus den verschiedensten Kapiteln:
Die Wirklichkeit der Sünde kann nicht durch ein äußerliches Dekret Gottes in Unwirklichkeit verwandelt werden. … Es hätte der Würde der menschlichen Natur nicht entsprochen, wenn sie wie ein lebloses Ding in einen andern Stand versetzt worden wäre; vielmehr geziemte es sich, daß im Werk der freiesten Gnade Gottes die Menschheit durch den Erlöser aus dem Sündenstand, in dem sie sich bisher befand, in einen neuen Stand der Versöhntheit mit Gott, den Kreuzesstand gebracht, in welchem sie, durch die freie Gnade des Kreuzes selbst, in-Stand-gesetzt wird, mitzuwirken an der vollendeten Erlösung und den Weg zum himmlischen Endstand mit dem Erlöser zusammen zu beschreiten.
– Balthasar, Christlicher Stand, Johannes Verlag 1977, S. 103
Ehelosigkeit hat nur dann Sinn, wenn sie in Verbindung mit einer Hingabe des Geistes einhergeht: es braucht Gehorsam. Andernfalls wird nicht einmal der Grad der ehelichen Hingabe erreicht.
– Balthasar, Christlicher Stand, S. 190
Es ist eine alte Erfahrung der Kirche, dass der Laie in der Kirche sehr oft gar nicht im christlichen Sinn mündig sein will, weil christliche Mündigkeit nicht bloß ernste Verpflichtung zu allen vom Heiligen Geist angeregten und als Aufgabe geschenkten Diensten bedeutet, sondern eine nur durch viel Gebet und Entsagung erreichbare übernatürliche Reife voraussetzt, die aber gerade bei vielen sich lauthals als mündig bezeichnenden Laien vermisst wird.
– Balthasar, Christlicher Stand, Johannes Verlag 1977, S. 269
Der Abstieg nimmt in seiner [Jesu] Menschwerdung die Formen der Armut, der Jungfräulichkeit und des Gehorsams an, und gerade diese Formen ermöglichen es ihm, unten zu leben, als lebte er oben.
– Balthasar, Christlicher Stand, S. 126