Gertrud von le Fort: Der Kranz der Engel. Ehrenwirth 1950

Der „Kranz der Engel“ ist der zweite Abschnitt, der auf das „Schweißtuch der Veronika“ folgt.

Veronika trifft in Heidelberg auf ihren Enzio, aus der Freundschaft folgt das Verlöbnis, zwischen der mystischen Katholikin und dem Sturm-und-Drang-getriebenen revolutionären Dichter. Alles drängt aufs Drama zu, in dichter deutscher Romantik. Die Mächte der Unterwelt drängen, scheinen siegreich, doch werden im Untergang der christlichen Welt durch den Glauben an Christus besiegt.

Im Hintergrund klingt wie ein Refrain die erste Strophe des Zapfenstreichs an:

Ich bete an die Macht der Liebe –
die sich in Jesus offenbart.

Den ganzen Roman gibt es hier online.

Sie haben mich nämlich auch etwas gelehrt. Sie haben mich gelehrt, wie ein wirklich noch lebendiges christliches Gottesverhältnis sich zur sogenannten Welt verhalt, ich meine zu den sonstigen Werten. Sie umfangen diese Werte mit einer unbeschreiblichen Inbrunst, und doch sind Sie bereit, Ihrem Gottesverhältnis alles zu opfern, sogar Ihr persönliches Lebensglück, während sonst überall das Entgegengesetzte geschieht : Jedermann opfert die religiösen Werte ganz beliebig für das Allernichtigste auf, ja, er ist sich dessen kaum
bewußt, so wenig gegenwärtig sind sie ihm. Das Geheimnis, um das es hier geht, aber ist: Daß man mit der Aufopferung Gottes auch die Welt opfert, daß der Verrat an der Religion den Verrat an der Kultur
nach sich zieht, nach sich ziehen muß.

– Gertrud von le Fort: Der Kranz der Engel. Ehrenwirth 1950, S. 272.