Lorenzo Scupoli: Der geistliche Kampf. Sarto 2020

Es ist keine veraltete Idee, dass das geistige Leben ein Kampf ist. Der Ausdruck erscheint uns Zeitgenossen nur recht martialisch und wir haben es lieber sanfter. Außerdem wirkt der alte Scupoli stets ein wenig angestrengt.

Sein Büchlein aus dem 16. Jahrhundert bleibt dennoch gültig und gut. Es steht – zum Testlesen – hier vollständig online.

Soll dein Selbstopfer Gott wirklich genehm sein, dann muß es zwei Eigenschaften besitzen.

Erstens muß es in Vereinigung mit der Hingabe Christi an den Vater geschehen, und zweitens muß deine Gesinnung frei von aller Anhänglichkeit an die Geschöpfe sein.

Fürs erste mußt du wissen, daß der Sohn Gottes während seines Lebens im Tale der Tränen nicht bloß sich selbst und seine Handlungen dem himmlischen Vater aufopferte, sondern mit sich selbst auch uns und unsere Werke, weshalb auch unsere Hingabe in Vereinigung mit der Hingabe Christi und mit Vertrauen in sie geschehen soll.

Fürs zweite sieh genau zu, ob deine Gesinnung, bevor du dich Gott anbietest, vollkommen lauter ist; denn wäre dies nicht der Fall, so müßte sie zuerst von jeder Anhänglichkeit befreit werden.

Nimm darum zu Gott deine Zuflucht, damit er dich gnädig befreie und damit du dich, von jedem Geschöpf befreit und ungebunden, seiner göttlichen Majestät rückhaltlos hinzugeben imstande bist.

(Scupoli: Der geistliche Kampf, Kapitel 58)