Das persönlichste Buch des heiligen Ignatius ist dieses. Den vollen Text gibt es hier. Von einer seelischen Innenschau, wie sie Augustinus Bekenntnisse vollziehen, ist Ignatius meilenweit entfernt. Er bleibt der Mann der Tat, nicht der Selbstbetrachtung, Mann der Unterscheidung, nicht des Empfindens.
Geschrieben worden ist über Ignatius so viel wie der Jesuitenorden alt ist. Dem braucht nichts hinzugefügt werden, nur seine eigenen Worte über „ihn“, also über sich selbst.
Einmal führte ihn seine Andacht zu einer Kirche, die etwas mehr als eine Meile von Manresa entfernt war und – wie ich glaube – den Namen des Heiligen Paulus trug. Der Weg dorthin führte den Fluß entlang. In Andacht versunken, ging er so dahin und setzte sich eine Weile nieder mit dem Blick auf den Fluß, der tief unten dahinfloß. Wie er nun so dasaß, begannen die Augen seiner Vernunft sich ihm zu öffnen. Nicht als ob er irgendeine Er-scheinung gesehen hätte, sondern es wurde ihm das Verständnis und die Erkenntnis vieler Dinge über das menschliche Wissen geschenkt. Dies war von einer so großen Erleuchtung begleitet, daß ihm alles in neuem Licht erschien. Und das, was er damals erkannte, läßt sich nicht in Einzelheiten darstellen, obgleich es deren sehr viele waren. Nur daß er eine sehr große Klarheit in seiner Vernunft empfing. Wenn er im ganzen Verlauf seines Lebens mehr als zweiundsechzig Jahren alles zusammennimmt, was er von Gott an Hilfen erhalten und was er jemals gewußt hat, und wenn er all dies in eines faßt, so hält er dies alles doch nicht für so viel, wie er bei jenem einmaligen Erlebnis empfangen hat. Dieses Ereignis war so nachdrücklich, daß sein Geist wie ganz erleuchtet blieb. Und es war ihm, als sei er ein anderer Mensch geworden und habe eine andere Vernunft erhalten, als er früher besaß.
– Bericht des Pilgers, Herder 1977, Nr. 30