Reinhold Schneider: Macht und Gnade. Gestalten, Bilder und Werte in der Weltgeschichte. Suhrkamp 1977

Nur ein Wort aus den Biographien Reinhold Schneiders, über Papst Gregor:

Gregor glühte für England seit seiner berühmten Begegnung mit englischen Sklaven auf dem Forum zu Rom; er ertrug den Gedanken nicht, daß Menschen von so edler Gestalt vom Heile ausgeschlossen blieben und – da sie ihre Bestimmung nicht kannten und ihre Seelen noch nicht erweckt waren – nur das Ansehen von Menschen hatten, ohne es zu sein. Erst fünfzig Jahre waren vergangen, seit Rom verödet hinter den abziehenden Scharen Totilas gelegen hatte, und schon wagte es, nach Britannien zu greifen, freilich nicht mit weltlicher, sondern mit geistiger Gewalt: der Umriß des Weltreiches der Cäsaren war nicht vergessen; er hatte sich als Umriß eines zu gewinnenden geistigen Reiches im Gedächtnis der Römer und namentlich Gregors, der einer alten Senatorenfamilie entstammte, erhalten. Nicht Untertanen waren zu gewinnen, sondern Seelen: hierin besteht die wichtigste Wendung der Weltgeschichte.

– Reinhold Schneider: Macht und Gnade, Frankfurt 1977, 33

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