Wieland Vogel: Doch meine Seele habt ihr nicht. Die Konversion der Dichterin Cordula Wöhler. Christiana im FE-Medienverlag 2020

„Segne du, Maria, segne mich, dein Kind“ – dieses beliebte Marienlied aus dem 19. Jahrhundert, verfasst von der religiösen Dichterin Cordula Wöhler, ist vielen Menschen ein Begriff, doch kennen nur wenige die dramatische Geschichte, die sich hinter der Entstehung dieses Liedes verbirgt. Cordula, Tochter eines evangelischen Pfarrers, entdeckt als Jugendliche den Katholizismus: Ihr erster Zugang ist die literarische Welt des katholischen Romans, dann folgt eine zunächst zögerliche, sich stetig intensivierende Marienfrömmigkeit, darauf die briefliche Korrespondenz mit einem Geistlichen – und das Familiendrama nimmt seinen Lauf. Was man zuerst als jugendliche Flausen tolerierte, war schließlich in dem protestantischen Pfarrhaus nicht mehr hinzunehmen und die Familie reagierte mit allen Mitteln auf die älteste Tochter, die das für sie Unbegreifliche tat: Sich zum Katholizismus zu bekennen. Cordula sah sich einem hohen psychischen Druck seitens der von ihr sehr geliebten Eltern und weiteren Freunden und Bekannten ausgesetzt, doch sie setzte auch unter den Bedingungen von großem persönlichem Leid den Weg in die katholische Kirche fort, den sie, einmal eingeschlagen, nicht mehr verlassen konnte und wollte. Ihre Tagebücher sowie ihre religiöse Dichtung zeugen von ihren Erfahrungen in dieser Zeit, vor allem aber auch von einer großen Freude, die als machtvolles Zeugnis für sich selbst steht. Der Autor dieser Biographie, Wieland Vogel, hat all dies auf sehr lesenswerte Weise zusammengetragen. Hier ein Einblick:

„Wenn der Protestant katholisch wird“, so resümiert sie in ihrem Tagebuch, „braucht er nichts aufzugeben und von nichts sich loszureißen, was heilig und himmlisch ist; das edle Silber und Gold, das er als Protestant in seiner Taufe, im Glauben an den dreieinigen Gott, in der Liebe Gottes und Jesu Christi, in der Hoffnung und Sehnsucht nach dem Himmel hat, das alles behält er, und dazu bekommt er im katholischen Glauben noch viele der herrlichsten Edelsteine und die eine kostbare und unvergleichlich einzige Gnadenperle der Eucharistie.“

(zitiert nach Wieland Vogel: Doch meine Seele habt ihr nicht. Christiana im Fe-Medienverlag 2020, S. 128).