Glaubenszeugnisse sind immer ein unglaublicher Schatz und Wegzehrung für jeden, der versucht, seinen Glauben in der modernen Welt zu leben. Eine Welt, die nicht nur reich an Alternativen und Versuchungen ist, sondern in der immer mehr Menschen entweder ohne jede Glaubensbindung und damit auch ohne Wissen aufwachsen oder sogar direkt mit dem scheinbaren Gegengift des „aufgeklärten“ Denkens eines materialistisch-wissenschaftlichen Weltbildes geimpft werden.
Umso spannender und nahrhafter sind die in diesem Buch „Es wird wieder Zeit, an Gott zu denken“ zusammengetragenen Geschichten von Glaubenswegen. Man muss den Herausgebern Sylvia Sobel, selbst Konvertitin und im Buch vertreten, und Alfred Sobel sehr dankbar sein, die hier – nicht zum ersten Mal – insgesamt sieben spannende und berührende Wege zugänglich machen, die eindrucksvoll zeigen, dass Glaube und Kirche nicht nur lebendig sind, sondern auch Sinn, Antwort und Orientierung geben können, die sonst nicht verfügbar sind.
Faszinierend ist dabei – ohne hier von den einzelnen Glaubenswegen zu viel preiszugeben –, dass der Weg in den Glauben für Konvertiten einerseits so bunt und vielfältig ist, wie wir Menschen und unser Leben nun einmal sind, andererseits sich immer wieder bestimmte Muster zeigen, die auch Mut machen, weil sichtbar wird, dass es hier um das Wahre, Schöne und Gute geht, die eben nicht beliebig sind, sondern den Einen widerspiegeln: Gott, unseren Herrn.
Und treu dem Titel des Buches, dass es wieder Zeit wird, an Gott zu denken, zeigen die Wege der sieben Konvertiten, wie lohnenswert dieser Weg ist – und auch wie spannend. Die Geschichten zeigen, auch das ist ein verbindendes Muster, mit welcher Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit jeder von ihnen den Weg in den Glauben und in die katholische Kirche gegangen ist, auch wenn er ihn vielleicht gar nicht von Anfang an wirklich gesucht hat. Das zeigt, dass die Komplexität und das Anspruchsvolle des katholischen Glaubens wohl eine Herausforderung, keineswegs aber ein Fehler sind – im Gegenteil. In der Welt der IT würde man sagen: „It’s not a bug, it’s a feature.“
Das Wahre
Die Tiefe der Beschäftigung und zum Teil auch die Zeit, die sich die Konvertiten für diesen wichtigen Lebensschritt nehmen, ist beeindruckend. Und das, weil natürlich nicht selten schlimme Schicksalsschläge und große Lebensherausforderungen am Anfang des Weges stehen. Aber keiner der hier vorgestellten Menschen gibt sich zufrieden mit billigem Trost und einfachen Antworten. Und sie werden belohnt mit einem Schatz. Die Wahrheit gibt es nicht im Schlussverkauf, auch wenn die Liebe des Herrn und die Beziehung zu ihm nicht nur für Theologen erhältlich ist – mit Blick auf die akademische Theologie ist wohl eher das Gegenteil der Fall.
Das Schöne
Neben der Wahrheit ist die zweite Transzendentalie, die Schönheit, ein weiteres verbindendes Muster unter den Glaubenswegen. Die Schönheit der Liturgie und in den Ritualen und Gebeten der Kirche hinterlässt einen bleibenden Eindruck und weist wiederum zurück auf das Reale der verkörperten Wahrheit und das Gute, das diese bewirkt. Eine Faszination, die anzieht, und eine Gnade, mit der sich diese Menschen haben beschenken lassen.
Das Gute
Und was die letzte Transzendentalie, das Gute, angeht, so kann man förmlich spüren, dass der katholische Glaube hier für diese Menschen wahrhaft Großartiges bewirkt hat, und ich kann nur ermuntern, einzutauchen in diese Geschichten. Allein das Spektrum an Lebenserfahrungen der abgebildeten Menschen ist es wert.
So haben wir Ingo Langner, erfolgreicher Medienmanager und Journalist, der sich eines Tages inmitten einer schweren Lebenskrise durch die Krankheit und später auch den Tod seiner Frau von Gott emporgehoben und angesprochen fühlt.
Oder Anna Diouf, Sängerin und Journalistin, die mit großer Skepsis gegenüber dem Katholizismus als „christlich lackiertes Heidentum“ über einen langen Weg und verschiedene Stationen, u. a. in lutherischen Gemeinden, ausgerechnet über den Rosenkranz und die Gottesmutter Maria in die Kirche des Herrn findet.
Oder Isabell Valencia, eine Künstlerin, die mit ihrem geschulten Auge und, wie sie schreibt, mit tiefer Freude die Schönheit und tiefe Wahrheit der Liturgie entdeckt und sich in den Ritualen der Kirche aufgehoben fühlt.
Ähnlich erging es Sylvia Sobel, der Mitherausgeberin und Ehefrau von Alfred Sobel, die in ihrem spannenden Lebensweg sehr früh mit dem Katholizismus in Berührung kam und dennoch evangelische Theologie studierte, den evangelischen Zugang zum Glauben aber auch als verkopft erlebte und eben deshalb in der Liturgie etwas fand, was sich bald als etwas herauskristallisierte, dass sie „dieses äußere Zeichen der Gnade und der Nähe Gottes brauche […] um den Pilgerweg des Glaubens mit seinen Höhen und Tiefen gehen zu können“. Ein Weg, den sie dann auch gemeinsam mit den Heiligen der Kirche gegangen ist.
Oder Kerstin Goldschmidt, die bereits früh im Leben eine intuitive Gottesbeziehung spürte und über die evangelische Kirche als junge Erwachsene eine intensive Jesus-Beziehung entwickelte, die sie dann 25 Jahre lang in charismatisch geprägten Freikirchen lebte. In dieser Zeit sah sie sich aufgrund der schweren Krankheit und des Todes ihres Mannes den wohl schwerwiegendsten Fragen des Glaubens gegenüber: Warum gibt es Leid, wenn Gott doch die Liebe ist? Hier fand sie – induziert über ihre Tochter – den Weg zur katholischen Kirche, die sie heute als Schatzkammer beschreibt, auch wenn sie einige für sie gut verriegelte Türen überwinden musste, um des Schatzes habhaft zu werden. Ihr Ringen mit wichtigen Sachfragen zur Eucharistie, der Rolle der Frau in der Kirche und natürlich auch der Rolle Mariens und der Bibel überzeugte sie nicht nur, sondern machte sie fester im Glauben – nicht nur an Jesus, sondern auch an seine heilige Kirche.
Riccardo Wagner

