Romano Guardini: Freiheit, Gnade, Schicksal. Grünewald 2018

Eine Anthropologie des christlichen Menschen von bisweilen bestechender Einfachheit, wie sie nur Guardini eigen ist.

Ganz berückend schlicht seine Erklärung, warum Freiheit im besten Sinne Freiheit zum Guten ist:

Allgemein gefaßt, lautet die Antwort: Der freie Akt erhält seinen vollen Sinn erst dadurch, daß er nicht irgend etwas, sondern das Richtige tut. Erst im Tun des Jeweils-Richtigen wird jenes Phänomen, welches durch die Rede von der Freiheit gemeint ist, voll. Im Gesamterlebnis der Freiheit gibt es allerdings auch ein anderes Element: den Willen zum bloßen Belieben, die Lust der Willkür, welche jede Norm ablehnt. Diese Haltung wird aber ohne weiteres als Widerspruch gegen das Eigentlich-Geltende, als Empörung erkannt.

– Guardini, Freiheit, Gnade, Schicksal, 1948, S. 33

Oder hier ein Wort über das Beugen des Menschen unter die Wahrheit:

Wahr ist nicht, was nützt, sondern was wahr ist. Und ebendarin besteht der wirkliche „Nutzen“, den die Wahrheit dem Leben bringt. Denn es ist für dieses von schlechthin entscheidender Bedeutung, an etwas zu gelangen, das ihm nicht dient, sondern vor dem es sich beugen muß; sich beugen nicht seiner Gewalt, noch seiner Vorteile, sondern seiner Hoheit wegen. Tut der Erkennende so,
dann gelangt er in den Raum der Wahrheit. Solange er nicht erkennt, ist das Seiende für ihn bloße Vorhandenheit, und der Sinnraum bleibt verschlossen. Noch schlimmer, wenn er Falsches für richtig hält, also irrt; dann ist das Seiende verworren, und der scheinbare
Sinn trügt und führt ins Verkehrte.

– Guardini, Freiheit, Gnade, Schicksal, 1948, S. 43

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