Joseph Ratzinger: Eschatologie. Tod und ewiges Leben. Friedrich Pustet 2007

Das Eschatologie-Buch von Joseph Ratzinger ist hohe Theologie, aber eigentlich zu schwere Kost für diese ad-fontes-Liste. Es geht um die eschatologische Spannung, die dem Christentum grundsätzlich innewohnt, um Tod und Unsterblichkeit, um das kommende Leben mit Himmel, Hölle, Fegefeuer.

« Jesus ist das den Jüngern von Gott gegebene Geheimnis des Gottesreiches in Person » (Mussner, Praesentia Salutis, 95). In ihm ist die Zukunft Heute; in ihm ist das Reich Gottes da und doch so, dass man es übersehen kann, einer Beobachtung entzogen, die Symptome messen, Konstellationen berechnen will. Jesus ist nach einem schönen Wort des Origenes die autobasileia, das Reich in Person. … Reich Gottes – erinnern wir uns daran – ist Geschehen, nicht Raum; Jesu Tun, sein Wort, sein Leiden bricht die Herrschaft der Entfremdung, die über dem Menschen liegt und macht ihn frei, d.h. richtet Herrschaft Gottes auf. Er ist Reich Gottes, weil durch ihn der Geist Gottes handelt in der Welt.

– Ratzinger, Eschatologie. Tod und ewiges Leben, Herder 2012, 64-65

Ratzinger hat eigentlich hauptsächlich Artikel publiziert. Diese sind, ehrlich gesagt, verdaulicher, so der großartige Aufsatz über „Eschatologie und Utopie“, der in den Gesammelten Schriften 10 abgedruckt ist.

Um ein wenig vom ratzingerianischen Flair der Eschatologie wiederzugeben sei daraus zitiert:

Der negative Gehalt der Eschatologie, das heißt die Absage an die innere Vollendbarkeit der Geschichte, ist uns heute in hohem Maß evident. Bleibt sie allein, so ist die völlige Resignation und der nackte Pragmatismus die einzig mögliche Konsequenz. Demgegenüber ist nun auf den positiven Gehalt der Eschatologie zu verweisen: Eschatologie behauptet zusammen mit der inneren Unvollendbarkeit der Geschichte ihre Vollendbarkeit, freilich außerhalb ihrer selbst. Aber diese Vollendung außerhalb ihrer selbst ist trotzdem gerade so Vollendung der Geschichte. Was außerhalb ihrer ist, ist doch ihre Vollendung. Von der Logik dieses Gedankens her wird man sagen müssen, dass die Abweisung des chiliastischen Versuchs und das Annehmen der Eschatologie als Eschatologie die einzige Möglichkeit ist, überhaupt Geschichte als sinnvoll festzuhalten. Denn Geschichte ruft einerseits nach Sinn, kann aber andererseits nicht in ihr selbst endgültig ihren Sinn erhalten.

Joseph Ratzinger, Eschatologie und Utopie, in Gesammelte Schriften 10, 405.

Mehr von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. gibt es, auf ad-fontes.org, hier.