Mauritius Wilde ist der Abt der Primatialabtei Sant’Anselmo in Rom, Benediktiner also. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: er schreibt natürlich über Benedikt, dessen exemplarische Vita er zeitgemäß erschließt, um den „Mönch in dir“ zugänglich zu machen.
Der Religionsphilosoph Raimon Panikkar spricht vom Mönch als einem Archetyp. Der »Mönch in uns« ist der »Ort«, wo wir allein sind, wo wir einmalig sind und unvertretbar. Jeder Mensch kennt Einsamkeit, und sicher muss man unterscheiden zwischen einer Einsamkeit, unter der man leidet und die wir nicht gewählt haben, und einer existenziellen Einsamkeit, die jeden Menschen betrifft, einfach weil er Mensch ist. Denn an bestimmten Punkten seines Lebens ist er ganz allein. Das wird besonders beim Sterben deutlich, weil wir nur ganz allein durch diese Tür gehen können. Das Sterben ist das große und letzte Loslassen. Insofern könnte man sagen, unseren inneren Mönch zu leben, ist schlicht die Anerkenntnis, dass ich im Letzten allein bin. Nicht nur im Tod, sondern auch schon in diesem Leben. Vielleicht haben wir es bei wichtigen Entscheidungen erlebt: die Unvertretbarkeit. Niemand hätte uns die Entscheidung abnehmen können. Vielleicht haben wir es in Notsituationen und bei Schicksalsschlägen erlebt, die eben mich und niemand anderen getroffen haben. In diesem Sinn ist jeder Mensch ein Mönch, ein monachos. Das anzuerkennen und anzunehmen, führt zu Gelassenheit, weil ich mich dann nicht mehr an andere oder die Welt klammern muss, an die ich mich gar nicht klammern kann, weil ich sie nicht festhalten kann und weil sie mich wiederum nicht halten können.
(Mauritius Wilde: Der Mönch in dir, 10)
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