
Gastbeitrag von Ellen Petermann. Über das Buch Hiob, gelesen vom Jesuiten Peter Lippert.
Der Mensch Job irrt rast- und ruhelos durch seine Welt. Er ist beides: Ein reich gesegneter Mensch, der in die Fülle einer bunten Welt eintaucht, aber andererseits ein ausgeraubtes, geplündertes Wesen,weil er all seine Errungenschaften wieder verliert. Er steht in Gottes Licht und sieht nur Dunkelheit. Er ringt, das Gute zu tun, und fühlt sich dem Bösen nahe. Job kämpft einen erbitterten Kampf, gegen sich selbst, seine Mitmenschen und vor allem gegen Gott. Er leidet sehr, denn sein Herz ist zerrissen und leer. Gott wohnt nicht mehr darin. Diese Gottverlassenheit macht sein Leid und seinen Schmerz fast unerträglich. Sein Grübeln macht ihn immer ratloser und mutloser, aber er kann nicht aufhören damit, jeden Tag neu.
„Herr, Du hast den Schmerz erschaffen….Und am wenigsten mag ich Deine Erklärungen, die Dich rechtfertigen und herausreden bei allem, was Du tust. Ich gestehe Dir lieber, dass ich Dich nicht verstehe. Dass ich nicht begreife, warum Du so viel Schmerz, so brüllenden , wahnsinnigen und sinnlosen Schmerz geschaffen hast.“
Dieser wahrlich ungeheuerliche Vorwurf Jobs gegen Gott zeigt, wie gefangen er in sich selber ist, wie seine wirren Gedanken und Gefühle sich seiner Seele bemächtigen.
Er kann sich selbst nicht lieben und annehmen, wie er ist. Job glaubt nicht an Gottes Plan für ihn, an Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Er stellt alles in Frage und fällt in ein großes schwarzes Loch. Aber Job kämpft beharrlich, immer wieder neu. Er gibt nicht auf. Er ist getrieben von seiner unstillbaren Sehnsucht nach Gottes Liebe.Eines Tages lernt er, alles zu Gott zu tragen; und so trägt er das Kostbarste, was er hat, sein armes, verletztes, hungerndes Herz zu Gott.
„Als mein Herz zersprungen war in Liebe und Leid, da habe ich es zu dir getragen, die zerbrochene Alabasterschale…“
Im nächsten Augenblick jedoch widerruft Job alles, denn er kann sein Herz nicht zu Gott bringen, weil er überzeugt davon ist, Gott habe ihn verstoßen. Er kann Gott nicht finden, Gott ist nicht mehr da.
Der Leser wird mit hineingenommen in die Person Job und sein Leid, immer in der Hoffnung, Job möge seinen Frieden finden und bei Gott ankommen. Von Kapitel zu Kapitel drängt sich dem Leser dieser Wunsch förmlich auf, besonders, wenn er sich selbst in dem Menschen Job teilweise oder ganz wiederfindet. Doch am Ende des Buches gibt es Erlösung für Job:
„Doch es ist mir nur noch Hingegebenheit und Gewährenlassen und Michliebenlassen – und gerade so bin ich alles geworden… Mein allerletztes Amen kann ich Dir nicht mehr sagen, das kann ich nur noch schweigen – aber Du schweigst es mit mir, und diese Stille, in der wir zusammen sind, sagt unaufhörlich und in alle Ewigkeit: Amen! Amen!“
Job muss nicht mehr mit Gott anstrengende Gespräche führen. Er kann jetzt mit Gott schweigen. Er ist angekommen.
