Tobias Haberl: Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe. btb 2024

Wenn es so etwas wie ein katholisches Überraschungsbuch des Jahres 2024 gibt, dann ist es „Unter Heiden“ von Tobias Haberl, Autor für das SZ-Magazin. Es ist sein persönliches Bekenntnis zum katholischen Glauben, ein Bekenntnis so unverkrampft und ehrlich, so fernab von innerkirchlichen Debatten und Fehden, dass es eine Freude ist, es zu lesen (auch wenn man natürlich nicht jede seiner Ansichten teilen muss). Vielleicht gerade weil Haberl sich in einem linksgrün-liberalen Milieu bewegt, lebt und arbeitet und er nicht die gängigen Erwartungen und Vorurteile an einen „katholischen“ oder „konservativen“ Autor erfüllt (der er auch nicht ist), kann er so aufrichtig und unvoreingenommen über seinen Glauben schreiben.

Ein Glaube, der ihm durch eine Kindheit und Sozialisation im Bayerischen Wald von Beginn an auf ganz natürliche, unaufdringliche Weise mitgegeben wurde, den er nie verlor, und der sich, so schreibt er, zur Zeit immer mehr vertieft. Dabei bezeichnet er sich jedoch selbst nicht als klassisch fromm, sondern eher als Genussmenschen, der im Schnitt dreimal pro Monat die Sonntagsmesse besucht, es im Ausland meist völlig vergisst, aber doch niemals ganz ohne könnte und dem sein Katholisch-Sein wichtig ist – nicht als politische Kategorie, nicht im Sinne einer Vereinszugehörigkeit, sondern ganz einfach, weil er davon ausgeht, dass Gott tatsächlich existiert. Mit dieser Überzeugung erlebt er sich in seinen Kreisen jedoch als völligen Exoten, ergo die Wahl des Buchtitels und das Ansinnen, seine Haltung einer dem Christentum weitestgehend entfremdeten Umgebung näher zu bringen.

Aller flachen und ignoranten Kirchen- und Glaubenskritik begegnet er dabei erfrischend pointiert und entwaffnend, aber sein Buch ist nur am Rande eine Auseinandersetzung mit gängigen anti-katholischen Vorurteilen oder Parolen. Es ist in erster Linie ein Plädoyer für den Glauben an Gott und die Schönheit dieses Glaubens in einer Gesellschaft, die des Glaubens immer mehr verlustig geht und die vergessen hat, wie sehr sie seiner bedarf.