Gertrud von le Fort: Die Magdeburgische Hochzeit. insel 2018

Die Magdeburgische Hochzeit – das ist von le Fort in Höchstform. Mitten im Dreißigjährigen Krieg spielt ihr historischer Roman, der ein stilistisches und kompositorisches Meisterstück ist. Das Heilige Römische Reich ringt um seine konfessionelle und territoriale Einheit. Schauplatz ist das „protestierende und rebellierende“ Magdeburg, das Kaiser und Papst trotzen möchte und sich blindlings in die Arme des protestantischen Königs von Schweden wirft – wie die magdeburgische Jungfer Erdmuth in die Arme des schwedischen Oberst von Falkenberg, der beide, die Stadt und die junge Frau, ins Verderben führt. Die junge Braut Erdmuth ist überhaupt das Sinnbild für die Stadt Magdeburg selbst: Aus Enttäuschung und verletzter Eitelkeit verrät sie die Treue zu ihrem ihr seit Kindertagen anverlobten Bräutigam Willigis, genauso wie die Stadt Magdeburg ihre Zugehörigkeit zu Reich und Kaiser aufkündigen will. Am Ende liegen beide am Boden. Und der Glaubenskrieg geht unerbittlich weiter. Doch Gertrud von le Fort, Konvertitin und als solche Brückenbauerin zwischen den Konfessionen, wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht aus den Trümmern die Hoffnung auf eine Überwindung aller konfessionellen Spaltung aufsteigen ließe. Und auch für Erdmuth gibt es Hoffnung.

Dass man den Roman nach der Lektüre sofort erneut lesen möchte, um ja keine Nuance zu versäumen, sei Empfehlung genug: Ein großartiges Buch!

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