Omri Boehm hatte sicher nicht vor, ein christliches Buch zu schreiben. Hat er auch nicht. Doch sein Universalismus führt so unmittelbar zum Theismus und damit zu Gott, dass wir seine Philosophie durchaus als Vorstufe zur christlichen Philosophie verbuchen können.
Gastrezension von Maurice Heuer, aus Neviges.
Omri Böhms „Radikaler Universalismus: Jenseits von Identität“ ist so nah am Zeitgeist, dass es beinahe wehtut, es zu lesen. Mit seinem letzten Werk „Israel-Eine Utopie“ und der Idee einer postnationalen Ein-Staatenlösung für Israel und Palästina, sorgte er bereits für Aufsehen und hat sich, wie er hier in seinem neuen Buch erklärt, dort bereits die „Hände schmutzig gemacht“.
Nun aber geht es Böhm um einen metaphysischen Überbau respektive um ein bereits totgeglaubtes Konzept, welches er versucht, wieder in das Licht zu rücken, in dem es, bevor das gesamte politische Spektrum von Identitätspolitik vereinnahmt wurde, bereits einmal gestanden hatte.
Der Autor zieht bei seinem Vorhaben die fernsten, aber nicht die unmöglichsten Quellen zu Rate und fragt so nicht nur bei Kant oder Rorty, sondern auch die Bücher Hiob und Mose, wie es denn nun um den Universalismus steht und wo man beim Monotheismus suchen kann, um eine vernünftige Grundlage für eine humanistische Politik aufzubauen, die ihre Prinzipien auf übermenschlichen Werten wie „Gerechtigkeit“ aufbaut und nicht in einem Konsensualismus der schweigenden Mehrheit verkommt.
Diese Werte hält Böhm so sehr hoch, dass ein jeder Demokrat sich fragen muss, ob ein ungerechtes Gesetz überhaupt ein Gesetz sein könne, wie Martin Luther King es formulierte und ob man um der Gerechtigkeit willen nicht nur sprichwörtlich über Leichen gehen darf.
Diese kurzen circa 150 Seiten wirken wie eine politische Streitschrift, die aber nicht vergessen hat, dass die Vernunft den Primat innerhalb des Verstandes behalten muss und dabei eine Menschenfreude ausstrahlt, die in der derzeitigen Autorenlandschaft ihres Gleichen sucht.
Maurice Heuer