Ralph Weimann gehört zum „Schülerkreis“ Joseph Ratzingers, über dessen Dogmenverständnis er promoviert hat. Er hat mehrere breit angelegte Glaubensbücher verfasst oder herausgegeben, über das ewige Leben, Bioethik und die Sakramentenlehre.
Das jüngste Buch widmet sich dem Thema Wahrheit: als Stein des Anstoßes, als Grundlage des Glaubens, als Gegenstand der Entweltlichung der Kirche, als Bedingung ihrer Einheit.
Sie hat auch eine politische Dimension. Die Abkehr vom Prinzip einer verbindlichen Wahrheit habe Europa nicht gutgetan, befindet der Autor:
Wenn man diese Analyse ernst nimmt, so scheint Europa wenig aus der leidvollen Geschichte gelernt zu haben, denn ein Abrücken von der biblischen Wahrheit und dem damit verbundenen Gottesbild führt automatisch zu einem veränderten Menschenbild. Wenn eine normative Wahrheit abgelehnt wird, sind die Auswirkungen auf die Ethik und Moral kolossal. Wenn nämlich die Wahrheit über Gott und den Menschen verdunkelt wird, wo vermag dann der Mensch Orientierung zu finden? Genau darauf hat das Zweite Vatikanische Konzil mit prägnanten Worten hingewiesen; dort heißt es: „Wird aber mit den Worten ‚Autonomie der zeitlichen Dinge‘ gemeint, dass die geschaffenen Dinge nicht von Gott abhängen und der Mensch sie ohne Bezug auf den Schöpfer gebrauchen könne, so spürt jeder, der Gott anerkennt, wie falsch eine solche Auffassung ist. Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts.“ [Gaudium et Spes 36]
Weimann, Klarheit durch die Wahrheit, S. 63