Erik Varden: Heimweh nach Herrlichkeit. Ein Trappist über die Fülle des Lebens. Herder 2021

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Der Autor Erik Varden, Trappist und Bischof von Trondheim, macht schon mit dem Titel seines Buches den Leser neugierig. Was meint er mit Herrlichkeit?

Kann man Heimweh nach etwas, einem Ort, haben, den man gar nicht kennt oder noch nie gesehen hat?

Im ersten Kapitel mit der Überschrift „Gedenke, dass du Staub bist „werden wir mit unserer eigenen, unabänderlichen Vergänglichkeit konfrontiert.

„Wenn wir uns mit Asche bestreuen lassen, bekennen wir damit, dieser Welt des Staubes anzugehören, und erklären dabei unsere Bereitschaft, auf alle Allmachtsansprüche zu verzichten. Indem ich mich auf diese Weise vor Gott stelle, bekenne ich, dass ich nicht Gott bin. Ich gebe zu, dass mich eine große Kluft von ihm trennt. Ich akzeptiere das unbequeme Anderssein Gottes.

Er ist, was ich nicht bin – aber mein Wesen trägt seine Prägung. Ich sehne mich nach einer Erfüllung, die mir kein Geschöpf geben kann. Ich gehe über diese Erde als fleischgewordene Sehnsucht. Ich bin auf ihr daheim und dennoch ein fremder, voller Heimweh nach einer Heimat, an die ich mich erinnere, die ich aber noch nie gesehen habe“.

Weiter schreibt Varden, dass es Zeit braucht sich mit der Tatsache zu versöhnen, dass der Mensch Staub ist, der zur Herrlichkeit berufen ist. Mancher fragt sich, wie kann das sein? Staub … zur Herrlichkeit berufen?

„Ich akzeptiere, dass ich trotz meiner großen Sehnsucht nach Leben sterben werde; dass ich Staub mit einem Heimweh nach Herrlichkeit bin. Diese Herrlichkeit, so lerne ich, soll durch die Gnade schon jetzt, mein ganzes Sein beanspruchen, damit die Musik der Ewigkeit darin nachhallt. Ich erkenne die Ewigkeit als meine Heimat. Es bedarf der Großmut, auf solche Weise und in solcher Intensität zu leben. Ein Kloster ist ein besonderes Umfeld, so angelegt dass es die ganze Zeit das Ausharren unterstützt. Es ist eine Stätte, worin man sich Jesus Christus seinen Tiefen stellen kann. Es steht dank seiner bloßen Existenz als ausgestreckte Hand der Freundschaft für alle da, die in diese Tiefen geblickt und ihren Schrecken empfunden haben. Mönche und Nonnen hoffen, mithilfe ihres Lebens und ihrer Gebete Mitsuchende dazu einladen zu können, aufwärtszublicken und zu spüren, wie ihr Herz von einer tiefen Erinnerung an Gottes ursprünglich Zärtlichkeit berührt wird. Sich auf diese Weise zu erinnern, bedeutet, zur Hoffnung aufzuwachen – und einen Trost zu finden, der nicht trügt.

Varden verwendet in seinem Buch Texte, die ihm Inspiration und Nahrung geben, ihn aber auch herausfordern. Er hat die Hoffnung, so auch andere Suchende zu erreichen und zu inspirieren.

Das Buch ist so reichhaltig, dass man es eigentlich zweimal lesen sollte.

Varden endet mit einem Gebet, das der heilige Chrysostomos vor 16 Jahrhunderten geschrieben hat. Der erste Satz dieses Gedichtes lautet:

„Du hast auf mich, o Christus, einen Zauber der Sehnsucht gelegt …“

Gastbeitrag von Ellen Petermann