Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. Kösel 2000

Die Einführung ist Ratzingers geniales Werk über die Grundlagen des katholischen Glaubens. Das Buch ist bedeutend mehr als eine Einführung, es ist eine Grundlage, ein Augenöffner, damit zugleich spiritueller Nährstoff erster Güte.

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Als Einblick in das Buch seien hier nur einige Kernsätze über den Glauben und seine Fragilität wiedergegeben:

Wenn der Glaubende nur immer über dem Ozean des Nichts, der Anfechtung und der Fragwürdigkeiten seinen Glauben vollziehen kann, den Ozean der Ungewissheit als den allein möglichen Ort seines Glaubens zugewiesen erhalten hat, so ist doch auch umgekehrt der Ungläubige nicht undialektisch als bloß Glaubensloser zu verstehen. So wie wir bisher erkannt hatten, dass der Gläubige nicht fraglos dahinlebt, sondern stets vom Absturz ins Nichts bedroht, so werden wir jetzt das Ineinandergeschobensein der menschlichen Geschicke anerkennen und sagen müssen, dass auch der Nichtglaubende keine rund in sich geschlossene Existenz darstellt. Denn wie forsch er sich auch immer als reiner Positivist gebärden mag, der die supranaturalen Versuchungen und Anfälligkeiten längst hinter sich gelassen hat und jetzt nur noch im unmittelbar Gewissen lebt – die geheime Ungewissheit, ob der Positivismus wirklich das letzte Wort habe, wird ihn doch nie verlassen.

– Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum (Gesammelte Schriften Bd. 4) 2014, 59

Es gibt

… keine Flucht aus dem Dilemma des Menschseins. Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen, der seinerseits doch nie endgültig gewiss sagen kann, ob nicht doch der Glaube die Wahrheit sei. Erst in der Abweisung wird die Unabweisbarkeit des Glaubens sichtbar.

– Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum (Gesammelte Schriften Bd. 4) 2014, 59

Nie war Glaube einfach die dem Gefälle des menschlichen Daseins von selbst zu-fallende Einstellung; immer schon war er eine die Tiefe der Existenz anfordernde Entscheidung, die allzeit ein Sichherumwenden des Menschen forderte, das nur im Entschluss erreichbar ist.

– Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum (Gesammelte Schriften Bd. 4) 2014, 65

Sinn, der selbst gemacht ist, ist im Letzten kein Sinn. Sinn, das heißt der Boden, worauf unsere Existenz als Ganze stehen und leben kann, kann nicht gemacht, sondern nur empfangen werden. […] Christlich glauben bedeutet unsere Existenz als Antwort verstehen auf das Wort, den Logos, der alle Dinge trägt und hält. Er bedeutet das Jasagen dazu, dass der Sinn, den wir nicht machen, sondern nur empfangen können, uns schon geschenkt ist, so dass wir ihn nur zu nehmen und uns ihm anzuvertrauen brauchen.

Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum (Gesammelte Schriften Bd. 4) 2014, 82