Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit. Pantheon 2015

Hararis „Kurze Geschichte der Menschheit“ steht hauptsächlich hier, um die Tomatenkiste dieser Seite mit ein wenig Leben zu füllen, d.h. mit dem was man nicht lesen braucht.

Man verstehe mich nicht falsch: das Werk des Israelis ist ein gewaltiges, da gibt es nichts zu mäkeln. Es ist nämlich ein gewaltiger Verkaufserfolg. Zusätzlich zu den ungezählten Auflagen der ungezählten Übersetzungen ist die „Geschichte“ sogar als Comic erschienen. Als sei hier endlich der Stein der Weisen gefunden worden.

Das ist leider inhaltlich nicht der Fall.

„Rotten Tomatoe“

Das Buch ist auch nur das x-te Pamphlet für ein existenzialistisches Leben: Die Frage ist nicht, wer du bist, sondern was du einmal werden willst (vgl. S. 506). Sartre hat das nicht nur besser, sondern auch noch früher geschrieben.

Wir seien wohl heute eine Art Zwischenspezies, meint Harari: erst Tier, jetzt Mensch, später Götter. Was heute „unserer Welt Sinn verleiht – ich und Sie, Frauen und Männer, Liebe und Hass“ – habe dann keine Bedeutung mehr (S. 502). Auch davon haben schon andere geträumt, dass die Menschheit enden wird, ersetzt durch eine bessere Version. Das „Ende des Homo Sapiens“ nennt das Harari – der „Untergang des Abendlandes“ war es bei Oswald Spengler. In der Sache dasselbe.

Nun die Gretchenfrage: Yuval, wie hältst du’s mit der Religion? Im Ergebnis hält er’s damit schlicht: zwei Jahrhunderte Forschung, meint Harari, haben endgültig bewiesen: „Im Innersten des Menschen haben sie keine Seele gefunden, sondern nur Organe.“ (S. 288) So einfach. Endlich ein Wissender, ein Aufklärer. Ein Federstrich und 2000 Jahre Kulturgeschichte sind Makulatur.

Als sei die Wegerklärung der Menschenseele nicht genug, macht Harari sich zusätzlich noch die (bereits überflüssige) Mühe, die Religion zu zerlegen. Die Argumentation ist anti-christlich und geht so:

  1. Religionen sind menschengeschaffen.
  2. Sie dienen zur Legitimierung von menschlichen Regeln.
  3. Animisten sind die besten. Bei den Polytheisten wird der Mensch so stark wie die Götter. Christen, Monotheisten, sind blutrünstig.
  4. Am Ende sind die Christen verwirrt: „Der Durchschnittschrist von heute glaubt an einen monotheistischen Gott, einen dualistischen Teufel, polytheistische Heilige und animistische Geister“ (S. 271).

Im Ergebnis darf man schließen: ein großer Quatsch, die Religion, besonders die christliche. Harari sagt das etwas netter, auch unterhaltsamer. Die Faktenlage ist dünn, dafür sind seine Überzeugungen stark.

Zum Lesen nicht empfohlen. Zusammenfassung reicht, z.B. auf Wikipedia.